Pandemie: Was wir aus Corona lernen können
- AustoFM
- 19. Dez. 2024
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Fünf Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie sind viele wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Erkenntnisse gewonnen worden – und doch bleibt noch viel zu lernen. Virologen und Epidemiologen mahnen zu mehr Vorbereitung und systematischer Aufarbeitung.

Rund um den Jahreswechsel 2019/2020 tauchten erste Berichte über eine rätselhafte Atemwegserkrankung in China auf. Aus diesen Berichten entwickelte sich die globale Covid-19-Pandemie, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Für den Virologen Florian Krammer und den Epidemiologen Gerald Gartlehner sind die vergangenen Jahre geprägt von großen Fortschritten, aber auch von Versäumnissen.
Krammer, der an der Icahn School of Medicine in New York und der Medizinischen Universität Wien forscht, war einer der ersten Wissenschaftler, die Tests für den neuartigen SARS-CoV-2-Erreger entwickelten. Er sieht in der technischen Weiterentwicklung, etwa bei mRNA-Impfstoffen und monoklonalen Antikörper-Therapien, einen Meilenstein. „Auf technologischer Seite steht man da sehr gut da“, betonte Krammer. Dennoch gibt es aus seiner Sicht Defizite, vor allem bei der Vorbereitung auf zukünftige Pandemien.
Auch Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin in Krems, kritisiert mangelnde Strategien. Österreich sei trotz der Erfahrungen der Pandemie noch immer unzureichend gerüstet. „Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie gibt es noch immer kein neues Epidemiegesetz“, sagte er. Viele der Fehler in der Krisenkommunikation und Pandemiebekämpfung seien nicht aufgearbeitet worden.
Ein besonders schwieriger Bereich bleibt die gesellschaftliche Ebene: Wie kommuniziert man während einer Pandemie? Wie nimmt man die Bevölkerung mit? Und wie kann man gesellschaftliche Spaltungen vermeiden? „Da gibt es noch große Lücken in der Einsicht und Aufarbeitung“, so Krammer.
Auch die Frage, wie künftige Impfstrategien und Schutzmaßnahmen aussehen könnten, wird intensiv diskutiert. Während Länder mit Erfahrungen wie der MERS-Epidemie besser auf SARS-CoV-2 reagierten, sei Österreich in vielen Bereichen ins Hintertreffen geraten. „Die Spaltung in der Gesellschaft ist immer noch sichtbar, und viele Menschen fühlen sich traumatisiert von den Maßnahmen“, sagte Gartlehner.
Sowohl Krammer als auch Gartlehner betonen, dass die nächste Pandemie nur eine Frage der Zeit sei. Sie fordern umfassendere Pandemiepläne, die nicht nur medizinische, sondern auch gesellschaftliche, psychologische und ökonomische Aspekte berücksichtigen.
Während Krammer ab 2024 die operative Leitung des Ignaz Semmelweis Instituts für Infektionsforschung übernimmt, ist Gartlehner an einem Forschungsprojekt beteiligt, das untersucht, wie Österreichs Pandemievorsorge verbessert werden könnte. Die beiden Wissenschaftler sind sich einig: Nur durch systematische Aufarbeitung und langfristige Planung kann man die Lehren aus der Pandemie für die Zukunft nutzen.
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